Bevor sich Referentin Nina Küchler-Kotzur von „Die Tierretter e.V.“ den eigentlichen Inhalten unserer Schulung „Erste Hilfe bei Wildtieren“ widmen konnte, informierte sie die rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über einen rechtlichen Aspekt: Das Veterinäramt verbietet jegliche medizinische Hilfe, sogar das Absammeln von Maden oder Wunden säubern.
Wer nun aber dennoch eigenverantwortlich beim Anblick eines Wildtieres in Not seinem Mitgefühl folgt und das hilflose Wesen rettet, der sollte es dann fachlich richtig tun. Wie das geht vermittelte die erfahrene Nina uns – unterstützt von Kollegin Hannah Mauritz mit einem Special über Igel – in drei Stunden. Diese vergingen wie im Flug mit viel Anschauungsmaterial von Frischhaltefolie (als hochfunktionalem Verbandsersatz) über verschiedene Boxen bis hin zu einem Hunde-Dummy mit Pulsfunktion. Der erfrischend humorvolle Vortragsstil tat ein Übriges.
Die interessierte Runde erfuhr viel über die Merkmale, anhand derer eine Notlage zu erkennen sind: Vom Zustand der Augen allgemein bis hin zur Beinhaltung von auf dem Boden hockenden Jungvögeln im Besonderen wurde eine ganze Liste an Parametern vorgestellt.
Ausgehend von der Fundsituation gab es viele Tipps, wie man sich Tieren entsprechend nähert. Eher seitlich als in konfrontativer Pose von vorn, und jegliches gutes Zureden, wie mancher es beim Haustier täte, ist Wildtieren natürlich fremd und eher zusätzlich irritierend. Ein sanftes Summen allerdings, so die Fachfrau, beruhige die eigene menschliche Aufgeregtheit in der Situation und das übertrage sich entspannend auf das Tier. Vorsicht geboten sei bei Wildkatze, Marder oder Nutria, die selbst in schlimmer Lage noch wehrhaft sein können. Es gab Anleitungen zum richtigen Zugreifen und zum tierartspezifischen sicheren Transport (Vögel zum Beispiel nicht in Käfigen, sondern im dunklen Karton). Wie man Vögel richtig aufnimmt und festhält wurde sogar anschaulich an lebendigen Tauben gezeigt, die das Ganze recht unbeeindruckt von den Zuschauern in aller Ruhe mitmachten.
Der Bereich Hygiene nahm einen großen Anteil der Schulung ein, was den künftigen Ersthelfern in Sachen verletztes Wildtier sicher viele Unannehmlichkeiten erspart und Übertragungen von Parasiten oder Krankheitserregern auf sich selbst oder das eigene Heimtier verhindert. Bei diesem wie auch bei dem Folgethema „Verletzungen beim Tier“ beeindruckte das vermittelte Wissen durch Praktikabilität. Mit einfachen Dingen, die man ohnehin vorrätig hat, lässt sich schon viel erzielen, ob eine Zahnbürste zum Entfernen von Fliegeneiern oder eine halbe Zwiebel zur Desinfektion kleiner Wunden sowie Kernseife zum Stillen von Blutungen.
Wie man die Lebensfunktionen prüft wurde ebenso vermittelt wie Möglichkeiten der Wiederbelebung. Selbst bei einer Maus ist Herzmassage mit vorsichtigem Klopfen des kleinen Fingers möglich. Dafür immer eine harte Unterlage nehmen.
Die Jahreszeit bot aktuellen Anlass für das genauso informative wie unterhaltsame „Igel-Special“ von Hannah. Viele hatten aktuell selbst Igel in Obhut und erhielten fachlich fundierte Antworten auf ihre unterschiedlichsten Fragen. Mit Erschrecken und Erstaunen wurde die Information aufgenommen, wie wichtig das sofortige Absammeln von Maden ist: Bei entsprechender Ausgangslage reicht ihnen eine Stunde, um den Körper großflächig abzufressen. Aber natürlich gab es auch charmante Anekdoten sowie Berichte von schweren Schicksalen mit gutem Ausgang. Grundsätzlich hatten bei diesem Part der Schulung alle immer einmal wieder ein Lächeln im Gesicht, denn ein kleiner putzmunterer Igel rumorte in seiner Klarsichtbox und stellte sich geduldig als Anschauungsexemplar zur Verfügung.
Wir danken den beiden Referentinnen Nina und Hannah für diese anschauliche und sowohl unterhaltsame wie auch lehrreiche Schulung sowie Klaudia Maleska für den schönen Erfahrungsbericht!
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