Lange Zeit war die Ansicht verbreitet, dass man bei Kleintieren, insbesondere so zarten Geschöpfen wie Wellensittichen und anderen kleinen Ziervögeln, im Krankheitsfall kaum noch Möglichkeiten hat zu helfen. Die moderne Tiermedizin hat inzwischen jedoch vieles möglich gemacht, von neuen Diagnoseverfahren bis hin zu komplizierten Operationen. Deswegen ist es umso wichtiger, einem kranken Vogel diese medizinische Behandlung nicht vorzuenthalten!
Häufig sind normale Kleintierärzte jedoch nicht auf gefiederte Patienten vorbereitet und verfügen nur über ungenügendes Wissen in Bezug auf deren Körperbau und typische Anzeichen für Krankheiten. Auch der Umgang mit solch zerbrechlichen und zugleich manchmal recht wehrhaften Tieren will gelernt sein. Deshalb ist es unbedingt ratsam einen Tierarzt mit Zusatzausbildung im Bereich Ziergeflügel, einen sogenannten vogelkundigen Tierarzt, aufzusuchen, wenn das geliebte Haustier sich unwohl fühlt.
Woran kann man aber erkennen, wann ein Gang zum Tierarzt angebracht ist? Vögel sind Fluchttiere und versuchen möglichst lange Krankheiten zu verstecken um keine potenziellen Raubtiere anzulocken, für die ein geschwächtes Tier eine allzu leichte Beute wäre. Dieses Verhalten zeigen leider auch unsere Haustiere – was uns das Leben nicht leichter macht. Krankheiten werden so vom Pfleger oft erst erkannt, wenn es schon zu spät ist. Es gibt jedoch einige Anzeichen, die einem aufmerksamen Halter, der sein Tier gut kennt, auffallen können. Treffen einige oder mehrere dieser Punkte zu, sollte das Tier unbedingt einem spezialisierten Tierarzt vorgestellt werden!
Warnsignale können sein:
- ungewöhnlich häufiges Trinken
- Appetitlosigkeit
- Gewichtsverlust, eventuell trotz vermehrten Fressens
- überdurchschnittlich häufiges Schlafen oder sogar völlige Apathie
- nächtliche Unruhe
- ungewöhnlich zutrauliches Verhalten ohne erkennbaren Grund
- häufiges, starkes Plustern des Gefieders
- zu niedrige Temperatur (bei zahmen Tieren zum Beispiel erkennbar an kalten Füßen)
- angestrengte Atmung oder Atemgeräusche
- ungewöhnlich geformte oder gefärbte Kothäufchen, Körner im Kot
- Schonhaltung einzelner Gliedmaßen (zum Beispiel hängende Flügel, permanentes Anziehen eines Beins)
- äußerliche Verletzungen
- Veränderungen des Schnabelhorns (rauhe oder poröse Stellen, Verfärbungen, …)
Dies kann natürlich keine vollständige Auflistung sein. Generell gilt: Sie als Halter kennen ihr Tier am besten. Verhält es sich in ihren Augen ungewöhnlich sollten sie es genau im Auge behalten und am besten sofort zu einem Tierarzt bringen. Aufgrund ihres schwachen Kreislaufs und schnellen Stoffwechsels können selbst vermeintlich harmlose Erkrankungen für kleine Ziervögel schnell tödlich enden. Es gilt die Faustregel: Lieber einmal zu oft zum Tierarzt fahren als einmal zu wenig!
Weitere Anzeichen für Krankheiten sowie viele ausführliche Erklärungen und Erfahrungsberichte, beides häufig bebildert, finden sich auf dieser Internetseite.
Von Sarah Wiechers