Während man beim Auffinden eines hilfsbedürftigen Säugetieres instinktiv meist richtig handelt, wird im gleichen Fall bei einem Vogel vieles falsch gemacht. Mit diesem Statement eröffnete Referentin Jenny Heinze vom Wildtierasyl Warendorf unsere Schulung „Erstversorgung für Singvögel“ und fügte mit Verständnis für die gut gemeinten Fehlmaßnahmen hinzu: „Vögel sind eben auch so ganz anders.“ Sie nahm die rund 30 Teilnehmer dieses online-Events mit durch ihren Wissensfundus von der Anatomie dieser zarten Wesen über das Verhalten bis zur Artenkunde. Auf dieser Basis waren die nachfolgend erläuterten Hilfsmaßnahmen gut nachvollziehbar.
Gerade für die unerfahrenen Menschen, die aufgrund ihres Wohnumfeldes öfter hilflose Vögel finden, war diese Schulung wertvoll. Sie gab jedem die Sicherheit, um in der zu überbrückenden Zeit zwischen Fund und Päppelstelle das Überleben des Tieres zu ermöglichen. Wichtige Hinweise waren u. a. das Warmhalten unter Erhalt der Luftfeuchtigkeit (gegen das Austrocknen der Haut); Vermeidung von Spreizbeinbildung; Wassergabe (wenn überhaupt) nur seitlich am Schnabel auftupfen; aufrechte Sitzhaltung durch Abpolsterung. Wer weiß z. B. schon, dass aufgrund ihres schnelleren Stoffwechsels Knochenbrüche auch schneller heilen und insofern nach Auffinden sofort eine Tierarztpraxis aufgesucht werden muss, damit ein unkorrigierter der Bruch nicht in kürzester Zeit falsch zusammenheilt?
Ebenso gab es Hinweise für einen entsprechend haltbaren Futtervorrat für den Versorgungsfall. Wichtige Regel: Erst die Vogelart feststellen, dann mit der richtigen Nahrung füttern.
Jenny Heinze stellte die Unterschiede zwischen Nestling und Ästling und deren jeweilige Versorgung dar. Finde man einen adulten Vogel, der offenbar krank ist und sich leicht sichern lässt, müsse man damit rechnen, dass es für ihn in den meisten Fällen schon zu spät sei. Hilfe bedeute in diesem Fall, ihn erlösen zu lassen, bevor er zum Spielball von Kindern oder Katzen wird.
Kükenaufzucht ist alles andere als einfach. Mit erfolgreichem Päppeln ist es nicht getan, denn zur Vermeidung von Fehlprägung braucht der Vogel Gesellschaft und muss später in eine Auswilderungsvoliere übersiedeln, in der er Wetterphänomene und Nahrungssuche kennenlernen kann. Den Teilnehmern wurde bewusst, dass man lieber nicht selbst herumexperimentiert, sondern dafür sorgt, dass der kleine Zögling möglichst schnell zu einer erfahrenen Päppelstelle gelangt.
Wir danken Jenny Heinze für diese interessante, unterhaltsame und trotz der vielen Aspekte kurzweilige Schulung.
Ansprechpartner im Vogel-Notfall:
Unser Nestwerk Notfalltelefon 0176 21388851
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