Bericht: Singvogel-Schulung vom 06.04.2025

Dem Erfolg eines unkundigen Finders, einen hilfsbedürftigen Vogel selbst zu versorgen, sind oft die Grenzen der Unerfahrenheit gesetzt – zum Leidwesen des Tieres. Zur Einführung der Schulung „Erste Hilfe für Singvögel“ (6. April 2025) wies unser Vereinsvorsitzender Dirk Heidotting deshalb auf den großen Pool von erfahrenen Pflegestellen hin. So etwa das Wildtierasyl Kreise Warendorf, das von unserer Referentin Jenny Heinze 2006 ins Leben gerufen wurde. „Ich mache diese Schulung sehr gern“, bekundete sie zu Beginn, „denn das Leben eines hilfsbedürftigen Vogels hängt maßgeblich vom Finder ab.“

Rund 30 Teilnehmer folgten ihrem lebendigen Vortrag in diesem Online-Event, der von der Anatomie und dem Verhalten dieser empfindlichen Kreaturen bis hin zur Artenkunde reichte. Diese Grundlagen machten die folgenden Hilfsmaßnahmen gut nachvollziehbar. Überraschend für die meisten: Wer hätte gedacht, dass es 300 verschiedene Singvogelarten bei uns gibt? Wie anders doch diese Lebewesen im Vergleich zu den uns näherstehenden Säugetieren sind, mögen folgende Stichworte zusammenfassen: Sie haben Luftsäcke, leichte Knochen, keine Harnblase, einen hohen Puls (und damit einen schnellen Stoffwechsel), Federn, Flügel und Schnäbel.

Welcher Vogel – egal ob Jungtier oder erwachsen – ist überhaupt hilfsbedürftig? Hier bekamen alle gute Erkennungsmerkmale an die Hand.

Und eine wichtige Grundregel: Nach Katzenkontakt aufgrund der hohen Infektionsgefahr bedarf es ausnahmslos einer Antibiotikagabe, auch wenn äußerlich zunächst keine Beeinträchtigung erkennbar ist.

 Jenny Heinze erläuterte auch die Unterschiede zwischen Nestling und Ästling sowie deren spezifische Versorgungsbedürfnisse. Auch sollte unterschieden werden, ob man sofort sichert, oder ob man zunächst einmal beobachtet.

Die Teilnehmer erhielten wertvolle Tipps zur Überbrückung der Zeit zwischen Fund und Übergabe an eine Päppelstelle, um das Überleben des Vogels zu sichern. Zu den wichtigsten Hinweisen gehörten das Warmhalten unter Gewährleistung der Luftfeuchtigkeit (gegen Austrocknung). Zur Not kann man das Tier erst einmal in Händen oder am Körper tragen. Es wurde erklärt, wie man Spreizbeinbildung vermeidet, und wie man durch Abpolsterung eine aufrechte Sitzhaltung gewährt, um eine freie Atmung zu ermöglichen.

Auf keinen Fall sollte Wasser in den Schnabel geträufelt werden, weil die Luftröhre direkt am Schnabelboden liegt und Erstickung droht. Wenn überhaupt kann bei vermeintlicher Dehydration seitliches Auftupfen von Wasser am geschlossenen Schnabel versucht werden.

Der Wunsch des Finders, den Vogel zu füttern, ist verständlich, aber oft heikel. Auf keinen Fall Nahrung reichen, wenn man sich vorher nicht zweifellos vergewissert hat, um welche Art (Insektenfresser oder Körnerfresser) es sich handelt. Um den Vogel nicht zu gefährden, ist Futterverzicht zunächst die bessere Alternative, während man Kontakt zu Fachleuten aufnimmt und bestenfalls zur Identifikation gute Fotos sendet. Toastbrot, Quark oder sonstiges „Füllmaterial“ zu geben ist fatal. Jenny Heinze gab zudem Ratschläge zur Vorratshaltung von geeignetem Futter für den Notfall und betonte: Zuerst die Vogelart bestimmen und dann entsprechend füttern.

Die Aufzucht von Küken ist sehr anspruchsvoll. Erfolgreiches Päppeln allein reicht nicht aus. Um Fehlprägungen zu verhindern, benötigt der Vogel Artgenossen und muss später in eine Auswilderungsvoliere gebracht werden, wo er Wetterbedingungen und Nahrungssuche kennenlernen kann. Besondere Fälle stellen die adulten Vögel dar, auch hier erhielten die Teilnehmer wertvolle Hinweise.

Eine Fragerunde schloss die Schulung ab.

Wir bedanken uns herzlich bei Jenny Heinze für ihre interessante Schulung voller informativer Aspekte. Die reichhaltige Bebilderung trug wesentlich zum Verständnis der Erläuterungen bei.

Dringender Appell an unerfahrene Helfer: Bitte nicht selbst herumexperimentieren, sondern im Sinne des Vogellebens, für das man mit Inobhutnahme Verantwortung übernommen hat, so schnell wie möglich an Fachleute wenden.